Die Noerpel-Gruppe setzt seit Ende Juli einen Wasserstoff-Lkw des Nutzfahrzeug-Vermieters Hylane ein. Was gut läuft – und was verbessert werden sollte.
Als Standort für den wasserstoffbetriebenen 18-Tonner wählte der Logistikdienstleister Noerpel nach eigenen Angaben den Standort Heidenheim in Baden-Württemberg. „Unser Standort ist für den Test ideal, weil im benachbarten Giengen kürzlich eine Wasserstoff-Tankstelle eröffnet wurde“, sagt Alexa Toberer, Niederlassungsleiterin am Standort Heidenheim. Damit sei die notwendige Infrastruktur direkt vor der Haustür.
Zwei Fahrer des Unternehmens mit Hauptsitz in Ulm sind seit dem 25. Juli mit dem Hylane-Fahrzeug im Nah- und Regionalverkehr unterwegs. Sie seien mit den Fahreigenschaften des Lkw zufrieden. Die Kunden zeigen sich laut Toberer bei der Anlieferung sehr interessiert und würden sich über die ausbleibenden Motorengeräusche freuen.
Tankvorgang dauert 30 Minunten
Im Schnitt lege das Fahrzeug 140 Kilometer pro Tag im Verteiler- und Abholverkehr mit rund 19 Stopps zurück. Der Tankvorgang dauere etwa 30 Minuten. Mit einer Tankfüllung liege die maximale Reichweite des H2-Lkw bei rund 400 Kilometern.
Aufgrund des hohen Leergewichts von 12,77 Tonnen bei einer durchschnittlichen Nutzlast von 6,3 Tonnen im Verteilerverkehr vermeldet Noerpel eine Reichweite von rund 320 Kilometern. Das liege aber auch an einer Steigung von 5,4 Prozent, die auf einer 1,4 Kilometer langen Strecke zu bewältigen ist. „Was Reichweite und Leistung betrifft, hat sich das Fahrzeug nach unseren Erfahrungen absolut bewährt“, sagt Toberer. „Allerdings sind die Anschaffungskosten für einen H2-Lkw sehr hoch und auch die Kraftstoffkosten pro Kilometer liegen bei grünem Wasserstoff deutlich über dem Diesel, so dass sich der Betrieb zurzeit noch nicht wirtschaftlich abbilden lässt.“
Es hakt an Kosten und Infrastruktur
Aus Sicherheitsgründen dürfe der H2-Lkw nicht mit kennzeichnungspflichtigem Gefahrgut beladen werden. Das mache die Organisation der Transportprozesse deutlich aufwendiger. Weitere wichtige Erkenntnisse: „Aus Prozesssicht sind wir mit dem Wasserstoffantrieb durchaus zufrieden – im Hinblick auf Kosten und Infrastruktur ist für den Alltagsbetrieb noch viel zu tun“, sagt Viktoria Wessel, Bereichsleiterin Nachhaltigkeit. „Bis sich diese Antriebstechnik flächendeckend, insbesondere im Fernverkehr, einsetzen lässt, müssen entsprechende Fahrzeuge am Markt verfügbar sein, öffentliche Wasserstoffinfrastruktur geschaffen und Kosten gesenkt werden.“
Als Nächstes steht ein Test mit einem Elektro-Lkw in Heidenheim an. Die Noerpel-Gruppe strebt für den Fuhrpark standortabhängig einen Mix alternativer Antriebe an.