Verschneite Berge, vereiste Seen, verwaiste Highways – das ist die Kulisse, mit der Kanadas Nordwesten im Winter lockt. Nur hier lässt sich heute noch ein ganz besonderer Kindheitstraum in die Tat umsetzen: das Abenteuer Ice-Road auf eigene Faust erleben.
Zwischen dem breiten Liard und dem wilden South Nahanni River, am Fuße der kaum erschlossenen Mackenzie Mountains, liegt ein wahrlich unscheinbarer Ort: Nahanni Butte. Nur rund 100 indigene Einwohner leben hier im Einklang mit der Natur; von April bis Dezember ist allein ein Flugfeld für Propellermaschinen ihr Tor zur Welt. Im kalten kanadischen Winter aber, zumeist von Anfang Januar bis Ende März, erwächst doch zuverlässig eine Brücke: eine Ice-Bridge über den Liard River. Durch sie ist der geschotterte Mackenzie Highway plötzlich mit dem Auto zu erreichen. Nur noch 20 Kilometer muss man dafür auf einer einspurigen, schneebedeckten Winter-Road zurücklegen. Und dann noch mal 200 Kilometer, um zum nächstgrößeren Fort Simpson mit rund 1.000 Einwohnern zu gelangen – oder 300 Kilometer bis Fort Nelson mit knapp über 3.000 Seelen.
Wer durchs Eis bricht, hat noch Zeit auszusteigen
Für Arthur Miersch sind diese Distanzen, ist diese Einsamkeit Alltag. Wir treffen ihn zufällig beim Abladen seiner Fracht im Ort – und kommen schnell ins Gespräch. Seit genau 50 Jahren beliefert er die vielen kleinen Gemeinden in den Northwest Territories mit Öl für die Stromgeneratoren und die Heizungen und allerlei Gütern für den täglichen Bedarf. "Hier im Norden Kanadas kennt mich jeder", sagt er stolz. Überall könne man nach Arthur fragen, überall komme den Menschen sofort sein knallroter Volvo in den Sinn. Früher, in den 70er-Jahren, war Arthur noch mit Rumpelkisten samt Handschaltung über das Eis und den Schnee gedonnert, heute aber will er den Komfort seines modernen VNL mit automatisiertem Getriebe nicht missen. "Ich bin schon mit Trucks sämtlicher Hersteller gefahren – aber mein neuer Volvo ist definitiv die Nummer eins", erklärt er und streicht dabei sanft über den Kotflügel. Dann zieht er seine weißen Augenbrauen zusammen und sagt ernst: "Auch in den Fluss eingebrochen bin ich schon." Schnell wieder lachend betont er, dass er keinen Spaß mache. Bestimmt 40 Jahre sei das her und eigentlich halb so wild gewesen. Mit einem lauten Knacken habe sich das Unheil angekündigt, das sich wohl aber über einige Minuten zieht. "Du hast noch genug Zeit, um ruhig auszusteigen und dann mit einem Sicherheitsabstand zuzuschauen, wie Achse für Achse einbricht, bis irgendwann der ganze Truck samt Trailer absinkt", so Arthur. Zwölf Uhr am Mittag ist es mittlerweile – und Arthur muss weiter. Im 500 Kilometer entfernten Hay River will er seinen Truck zum Feierabend abstellen und dann noch mal 160 Kilometer bis zu seinem Zuhause nach Fort Resolution fahren. In den Northwest Territories eine ganz normale Tagestour, trotz der kurzen Tage und eisigen Pisten.
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