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Dekra Verkehrssicherheitsreport 2018 Bei der Sicherheit ist noch Luft nach oben

Fahrer, Lkw, Navi, Stau Foto: TomTom

Der Dekra Verkehrssicherheitsreport 2018 mit dem Schwerpunkt Güterverkehr belegt sinkende Unfallzahlen. Die subjektiven Belastungen wie zum Beispiel Stress nehmen wegen des wachsenden Verkehrsaufkommens aber zu.

Die gute Nachricht vorweg: Die Zahl der Getöteten bei Unfällen mit Nutzfahrzeugen sank von 2005 bis 2016 um 35 Prozent auf 745. Das geht aus dem Verkehrssicherheitsreport 2018 der Prüforganisation Dekra hervor. Doch von Entwarnung kann keine Rede sein. „Vor allem Unfälle mit schweren Lkw ab zwölf Tonnen sind für alle Beteiligten aufgrund der hohen Massen oftmals mit besonders schwerwiegenden Folgen verbunden“, erklärt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands Dekra SE und verantwortlich für die Business Unit Automotive. Das Risiko, bei einem Lkw-Unfall getötet zu werden, ist laut Klinke für die anderen Unfallbeteiligten etwa viereinhalbmal so hoch wie für die Lastwagen-Fahrer. „Die Potenziale, die sich bei der aktiven und passiven Sicherheit von Nutzfahrzeugen bieten, gilt es noch effizienter auszuschöpfen“, lautet daher Klinkes Devise.

Assistenzsysteme helfen

Potenzial haben Technologien wie Abbiege- und Notbremsassistenten, die elektronische Stabilitätskontrolle oder das Spurhaltesystem: Die Dekra-Unfallforscher räumen Fahrerassistenzsystemen eine wichtige Rolle beim Vermeiden von Unfällen ein. Eine Studie des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und der Kravag-Versicherung mit mehr als 1.000 Fahrzeugen kam demnach zu dem Ergebnis, dass mit Fahrerassistenzsystemen ausgestattete Lkw eine um 34 Prozent niedrigere Unfallwahrscheinlichkeit aufweisen als Fahrzeuge ohne derartige Unterstützung.

Assistenzsysteme sind also eines der Mittel auf dem Weg zur sogenannten Vision Zero – einem Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte. Laut Klinke müsse jedoch jedem Fahrzeugführer Folgendes bewusst sein: Assistenzsysteme setzen nicht die physikalischen Gesetze außer Kraft. „Sie erhöhen zum Beispiel weder die Bremsleistung noch können sie den Bremsweg auf nasser oder glatter Fahrbahn verkürzen“, erklärt der Dekra-Vorstand. Die Prüforganisation formuliert im Report zudem Forderungen für mehr Verkehrssicherheit. Dazu zählen neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Einbau von Abbiegeassistenten im Lkw auch Sicherheitsstandards für die Platooning-Tests und ein besseres Wissen über die ordnungsgemäße Ladungssicherung und im Umgang mit Gefahrgut. Eine simple Maßnahme bleibe aber nach wie vor die wichtigste: das Anlegen des Sicherheitsgurts. Die Anschnallquote bei Lkw-Fahrern betrage in Deutschland zwar 90 Prozent, liege aber unter der von Pkw-Fahrern (98 Prozent).

Meistens sind Lkw-Fahrer die Hauptverursacher

Was die Unfallgegner bei Lkw-Unfällen angehe, rangieren Pkw auf Platz eins. Von den insgesamt 29.353 Lkw-Unfällen mit Personenschaden waren im Jahr 2016 an 13.194 Unfällen Pkw beteiligt. 207 Pkw- und zehn Lkw-Insassen starben dabei. Im selben Jahr starben bei Lkw-Unfällen 96 Fußgänger und 77 Radfahrer. Meistens waren Fahrer von Güterkraftfahrzeugen die Hauptversursacher eines Unfalls mit Personenschaden.

Die vorläufige Unfallstatistik für das Jahr 2017 belege eine Zunahme der getöteten Nutzfahrzeug-Insassen: 168 Getötete bedeuten 35 mehr als im Vorjahr. Das begründe sich vor allem auf 32 mehr getötete Transporter-Fahrer als 2016. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 235 Menschen bei Unfällen mit Transportern ums Leben.

Auch auf die Unfallursachen geht Dekra ein. Abstandsfehler machen mit 20 Prozent das häufigste Fehlverhalten aus, das zu Unfällen führt, gefolgt von Fehlern beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und Ein- und Anfahren (insgesamt 16,8 Prozent) und Vorfahrt- und Vorrangfehlern (11,2 Prozent) sowie Geschwindigkeitsvergehen (10,4 Prozent).

Wichtigster Verkehrsträger bleibt die Straße

Zu den Unfallursachen zählen jedoch auch subjektive Belastungen wie Stress, der oft als Angst, Ärger oder Müdigkeit erlebt werde. Fahren unter Alkoholeinfluss und bei Übermüdung führte 2017 zu vielen Unfällen. Unzureichende Rastmöglichkeiten, das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer, schlechte Straßen, hohe Verkehrsdichte und Stau: All diese Faktoren können den Lkw-Fahrern Stress verursachen.

Diese Themen werden laut Dekra künftig noch mehr in den Fokus rücken, vor allem auf der letzten Meile. Gemäß einer UN-Prognose, die Dekra zitiert, leben im Jahr 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten. Damit ist ein entsprechend hohes Verkehrsaufkommen verbunden. Bis zum Jahr 2040 steigt laut dem World Transport Report des Beratungsunternehmen Prognos die Güterverkehrsleistung in den zwölf größten EU-Mitgliedsstaaten von heute knapp zwei auf 2,7 Billionen Tonnenkilometer an. Für die USA sagt Prognos einen Anstieg von acht auf zehn Billionen Tonnenkilometer voraus, für China einen Zuwachs von 15 auf 27 Billionen Tonnenkilometer.

Der wichtigste Verkehrsträger bleibe dabei die Straße. Daher werden nachhaltige Mobilitätskonzepte für die letzte Meile laut Dekra „unabdingbar“. Die Zeichen für die Zukunft stehen also auf noch mehr Mobilität, wie es Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auch in seinem Vorwort darlegt. Sie stehen aber auch auf sich positiv entwickelnde Unfallzahlen. Damit die Kurve weiterhin nach oben zeigt, gilt es, dem Dekra-Motto zu folgen: „Potenziale besser nutzen.“

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