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Digitaler Frachtbrief Viel Bewegung beim eCMR

Open Logistics Foundation, eCMR, Dachser, Rhenus Foto: Open Logistics Foundation

Open Source-Modell für den digitalen Frachtbrief: Die Open Logistics Foundation plant die nächsten Schritte – darunter weitere offene Lösungen. Bei dem Pilotprojekt sind die Logistiker Rhenus und Dachser federführend.

Der digitale Frachtbrief (eCMR) spart ohnehin jede Menge Papier und reduziert den bürokratischen Aufwand. Das Open-Source-Modell für den eCMR, das die Open Logistics Foundation in enger Zusammenarbeit mit Logistikdienstleistern entwickelt, soll es den Unternehmen noch leichter machen. Für die offene eCMR-Plattform, die auf dem Deutschen Logistik-Kongress im Oktober 2023 vorgestellt wurde, gilt eine freie Lizenz. „Jeder darf sie in das eigene System einbauen und damit Geld verdienen“, sagt Andreas Nettsträter, CEO der Open Logistics Foundation, gegenüber trans aktuell. Auch die Integration in die eigene Fahrer-App sei möglich.

Die ersten Stimmen aus der Praxis, die die eCMR-Lösung der Open Logistics Foundation nutzen, sind positiv. Der Trailer-Hersteller Krone und das österreichische Transportunternehmen Lkw Walter haben im Januar dieses Jahres den eCMR eingeführt – als einen Bestandteil des Smart Assistant, dem Betriebssystem für digitale Trailer-Lösungen. Die Bilanz: eine effizientere Transportabwicklung und keine potenziellen Fehlerquellen mehr im Dokumentationsprozess.

Partnerschaft von Wettbewerbern

Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit bei Themen wie dem eCMR kann erfolgreich sein, wie das Beispiel von Krone und Lkw Walter zeigt. „Partnerschaften werden immer wichtiger“, sagt auch Nettsträter. Vor ein paar Jahren wäre die Zusammenarbeit von zwei Wettbewerbern wie den Logistikdienstleistern Rhenus Logistics und Dachser zum Beispiel noch undenkbar gewesen. Doch beim Pilotprojekt der Open Logistics Foundation für den digitalen Frachtbrief habe sich gezeigt, dass der offene und partnerschaftliche Ansatz funktioniert.

„In der Logistik gibt es ständig Rollenwechsel. Mal bin ich Kunde, mal Versender“, so Nettsträter. Bei dem Pilotprojekt ist Rhenus Logistics in die Rolle des Versenders geschlüpft, Dachser in die des Transportunternehmens. Rollenwechsel dieser Art machen es laut Nettsträter sowieso schwer, in Hierarchien zu denken. Gute Voraussetzungen für eine Partnerschaft unter Wettbewerbern – selbst, wenn es erstmal ungewöhnlich klingt.

Ideen kommen von den Mitgliedsunternehmen

Die Ideen für Projekte kommen von den mittlerweile rund 30 Mitgliedsunternehmen. Je nachdem, ob die Idee bei den anderen Mitgliedern Zustimmung findet, entsteht eine eigene Arbeitsgruppe, eine Working Group. „Wir arbeiten an der Basis zusammen, bei spezifischeren Themen können die Unternehmen eigene Lösungen und Mehrwerte bieten“, beschreibt Nettsträter die Grundidee der Open Logistics Foundation. „Daher machen wir auch kein Geschäftsmodell kaputt.“ Stattdessen fördere das Konzept Innovation und Differenzierung – und sei dadurch gut für den Wettbewerb. Die Unternehmen sparen laut Nettsträter durch die einheitlichen Modelle Ressourcen, die sie stattdessen in individuelle Zusatzmodule investieren können. „Dafür geben die Kunden Geld aus.“

Die Stiftung organisiert vor allem und bringt die Unternehmen an einen Tisch. Die technologische Umsetzung liegt in der Regel bei den Mitgliedern. So arbeitet bei Rhenus Logistics momentan ein mehrköpfiges Team neben ihrem Tagesgeschäft an einer Weiterentwicklung der eCMR-Lösung.

Operativer Betrieb geplant

Das Zwischenziel ist nach dem Start im Oktober 2023 mittlerweile erreicht: Die eCMR-Lösung kann zwischen Wettbewerbern wie Rhenus Logistics und Dachser funktionieren. Bis zum Sommer soll ein größeres Netzwerk, auch mit Verladern, stehen. In einem nächsten Schritt plant die Open Logistics Foundation den operativen Betrieb auf ausgewählten Linien – im besten Fall bis Ende des Jahres. „Das liegt aber nur bedingt in unserer Macht“, sagt Nettsträter. Die Unternehmen müssten entsprechend mitziehen.

Die Nachfrage nach einer Mitgliedschaft ist laut Tüllmann groß. Mit Dachser, Rhenus und DB Schenker sind die großen Logistikdienstleister dabei. Anfang des Jahres ist auch die Zufall Logistics Group beigetreten und laut Nettsträter kommen immer mehr kleinere IT-Dienstleister und Start-ups dazu. Rund zwei Jahre nach dem operativen Start der Open Logistics Foundation gibt es Working Groups zum eCMR, digitaler Luftfracht, Zollabwicklung und -bestimmung – und seit Anfang März eine zu Track & Trace unter der Leitung von DB Schenker. Weitere Projekte könnten bald eine Fahrer-App speziell für den Spotmarkt und eine Lösung zum Emissions-Reporting sein. Ideen gibt es also mehr als genug.

Die Open Logistics Foundation

  • Gegründet im Oktober 2021 von Dachser, Rhenus, Dachser, DB Schenker, duisport/Duisburger Hafen AG und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), seit rund zwei Jahren aktiv.
  • Rund 30 Mitgliedsunternehmen
  • CEO: Andreas Nettsträter
  • Bisher vier Working Groups zu den Themen digitaler Frachtbrief (eCMR), digitale Luftfracht, Zollabwicklung und -bestimmungen, Track & Trace.

Die Working Group zum digitalen Frachtbrief

  • Ziel: Mit dem digitalen Frachtbrief (eCMR) einen Standard für elektronische Transportdokumente schaffen.
  • Ab 2026 soll der eCMR als rechtlich geltende Alternative zur Papierversion in allen EU-Mitgliedstaaten vorgeschrieben sein.
  • Mitglieder der Working Group zum eCMR sind unter anderem die Softwareunternehmen Aventeon und Cargo Ledger, die Logistikdienstleister Dachser, Rhenus Logistics (beide federführend), DB Schenker, der Duisburger Hafen duisport, Fraunhofer IML, das Netzwerk GS1 Germany und der Bundesverband Spedition und Logistik DSLV.
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