EDEKA Südbayern Bekenntnis zur betriebseigenen Werkstatt

Foto: Thomas Küppers

Edeka Südbayern setzt auf betriebseigene Werkstätten, um ihren Fuhrpark zu pflegen. Eine Besonderheit der Werkstatt in Landsberg am Lech ist, dass sie auch auf Lang-Lkw ausgelegt ist.

Edeka Südbayern gehört zu den großen Supermarktketten der Republik. Genossenschaftlich organisiert, beliefert Edeka Südbayern von fünf Logistikzentren aus rund 1.300 Einzelhändler. Hierfür steht dem Lebensmittelvollsortimenter nach eigenen Angaben eine Gesamt­lagerfläche von 192.100 Quadratmetern zur Verfügung. Der größte Standort: Landsberg am Lech mit 61.600 Quadratmeter Lagerfläche. „Vom Standort Landsberg aus fahren wir hauptsächlich Lager-Lager-Verkehre. Weitere Logistikzentren befinden sich in Eching, Gaimersheim, Straubing und Trostberg“, berichtet Betriebsleiter Patrick Zurheide. Das Besondere an den fünf Verteilzentren: Jeder Standort verfügt über eine professionelle betriebseigene Werkstatt, die den stark individualisierten Fuhrpark des Lebensmitteleinzelhändlers regelmäßig instand hält.

Patrick Zurheide Foto: Thomas Küppers
Patrick Zurheide, Betriebsleiter am Edeka-Standort Landsberg, kann sich auf sein Team verlassen. Er koordiniert die Belieferung von rund 1.300 Einzelhändlern.

Netzwerk aus betriebseigenen Werkstätten

Bei der Instandsetzung arbeiten laut Anton Klott, Technischer Leiter von Edeka Südbayern, alle Werkstätten in einem Verbund zusammen, denn jeder Standort verfügt über seine eigenen Spezialisten. „In Germersheim sitzen die Getriebespezialisten, in die Werkstatt in Straubing konzentriert man sich auf die Aufbauten. In Trostberg entsteht gerade eine neue Werkstatt. Und hier in Landsberg sind wir auf das Thema Kühlung spezialisiert“, erläutert Klott.

Anton Klott Foto: Thomas Küppers
Anton Klott, Technischer Leiter und Sicherheitschef bei Edeka Südbayern, ist Praktiker durch und durch. Seine Devise: „Was wir lieben, machen wir auch selbst.“

ie Zusammenarbeit der Werkstätten ist dem speziellen Fuhrpark von Edeka Südbayern geschuldet. „Hier setzen wir zu 100 Prozent auf eigene Fahrzeuge“, erklärt Klott. Leasingfahrzeuge suche man hier vergebens. Laut Klott handelt es sich beim Fuhrpark allerdings nicht um Fahrzeuge von der Stange. Viele der Fahrzeuge sind Eigenentwicklungen, die speziell für Edeka angefertigt wurden. Hierzu gehören Durchladezüge der Aufbauhersteller Rohr und Wüllhorst, die das Be- und Entladen an der Rampe erleichtern. Am Standort Landsberg sind derzeit 55 dieser Sonderanfertigungen stationiert, darunter auch drei Lang-Lkw.

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Der Lang-Lkw ist bei Edeka Südbayern ein fester Bestandteil des Fuhrparks geworden. Das Fahrzeug ist im Lager-Lager-Verkehr im Einsatz.

Moderne Lkw für den Fernverkehr

Die ziehenden Einheiten aus den Häusern Mercedes und MAN bleiben sechs Jahre im Einsatz. Danach haben die Fahrzeuge laut Klott idealerweise rund eine Million Kilometer auf der Uhr. Im ersten Fahrzeugleben fahren neue Sattelzüge im Fernverkehr, allein schon wegen des geringeren Spritverbrauchs durch die aktuellen Motorengenerationen. Dort bleiben sie drei Jahre im Einsatz. Die letzten drei Jahre leisten die Fahrzeuge dann im Verteilerverkehr ihren Dienst. Anschließend werden die gebrauchten Fahrzeuge verkauft. Hier kümmert sich ein vierköpfiges Team um den Wiederverkauf. Deshalb setzt Klott bei den Komponenten auf Premiumprodukte – von der Hebebühne bis zu den Lenk- und Achs­aggregaten. „Wichtig dabei ist, dass die einzelnen Komponenten wie Kühlaggregate auch im Ausland nachgefragt und gewartet werden können“, sagt der Technische Leiter.

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Größe zählt! Edeka Südbayern setzt auf den Lang-Lkw, ein Fahrzeugkonzept, mit dem der Lebensmitteleinzelhändler reichlich CO2 und Spritkosten einspart.

Premiumausstattung erhöht Wiederkaufswert

Gleiches gilt für die Motorisierung der Zugmaschinen. „Ein Lkw braucht im Verteilerverkehr deutlich mehr Leistung als im Fernverkehr. Hier muss viel öfter angefahren und beschleunigt werden. Zudem sind die Streckenprofile auf der Landstraße mit vielen Steigungen und Senken viel anspruchsvoller. Dadurch, dass wir mit einer großen Motorisierung fahren, haben unsere Lkw einen sehr geringen Verbrauch“, erklärt Klott. Für den Wiederverkauf entscheidend ist auch das Fahrerhaus. „Verteilerverkehrshäuser lassen sich bei Weitem nicht so gut verkaufen wie Fernverkehrskabinen. Den Mehrpreis, den ich beim Kauf dafür bezahle, bekomme ich beim Wiederverkauf dafür dreifach wieder rein. Wir nehmen also im Vorfeld beim Kauf gleich mehr Geld in die Hand, um beim Wiederverkauf einen besseren Schnitt zu machen“, erklärt Klott. Gleiches gilt für die Trailer. Die gezogenen Einheiten von Edeka Südbayern fahren zum Großteil mit zwei Liftachsen. Der Mehrpreis amortisiere sich über den verringerten Reifenverschleiß.

Foto: Thomas Küppers
Lang sind auch die Gruben am Edeka-Standort Landsberg. Das gesamte Werkstatt­konzept wurde auf den Lang-Lkw zugeschnitten.

Betriebseigene Werkstatt vs. OEM-Service

Dass man am Edeka-Standort in Landsberg die Betriebskosten fest im Blick hat, zeigt sich aber auch im klaren Bekenntnis zur betriebseigenen Werkstatt. „Wir haben schon immer eigene Werkstätten gehabt, auch wenn wir zum Beispiel einen OEM-Servicestützpunkt in Sichtweite haben“, berichtet Klott, „denn was wir lieben, machen wir auch selbst.“

Foto: Thomas Küppers
In der betriebseigenen Werkstatt werden technische Defekte selbst behoben – auch Anfahrschäden an Kühlkoffern.

Die Entscheidung hierzu basiert jedoch nicht nur auf der Freude am technisch Machbaren, sondern auch auf regelmäßigen Leistungsberechnungen. Heute habe Edeka Südbayern Werkstattkosten pro Kilometer, die verschwindend gering seien. Auf die Frage, ob die betriebseigene Werkstatt auf lange Sicht ein Auslaufmodell sei, bleibt Klott deshalb entsprechend gelassen. „Ich kenne Marktbegleiter, die den Service von Fahrzeugherstellern nutzen. Bei denen reicht der doppelte Kostensatz pro Kilometer nicht aus, um die Werkstattkosten abzudecken“, weiß Klott aus der Praxis.

Was das Werkstatt-Team von Edeka Südbayern zu leisten imstande ist, schildert Klott am Beispiel eines vor Jahren verunfallten Kofferfahrzeuges. „Eigentlich handelte es sich dabei um einen wirtschaftlichen Totalschaden. Wir hatten noch einen Koffer auf Lager, der war allerdings zu lang. Diesen haben wir dann kurzerhand einfach abgeschnitten, die Montagevorrichtungen wurden entsprechend angepasst, die Sollbruchstellen verstärkt und die Heckportale wieder installiert.“

Foto: Thomas Küppers

Instandsetzung durch Fachpersonal – Sicherheitsabnahme durch DEKRA

Die anschließende Sicherheitsabnahme für das Fahrzeug übernahm die Sachverständigenorganisation DEKRA. Das Fahrzeug fährt nach Angaben von Klott auch heute noch. Solche Spezialaufgaben sind jedoch nur mit echten Fachkräften umzusetzen. „Hierfür habe ich die richtigen Leute mit der richtigen Ausbildung und mit einer speziellen Affinität mit Nutzfahrzeugen. Deshalb sind unsere Werkstattmitarbeiter auch keine Mechatroniker, die nur Teile tauschen“, erklärt Klott. „Sie sind Mechaniker, die auch selbst reparieren können.“

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Werkstattmeister Stefan Kerler ist seit 2012 in der Edeka-Werkstatt in Landsberg.

Doch auch wenn das zweiköpfige Werkstatt-Team am Standort Landsberg die meisten Arbeiten selbst macht, konzentriert man sich bei der Werkstatt-Ausstattung auf das Wesentliche. An zwei Servicegruben, die beide für die Dimensionen des 25,25 Meter langen Lang-Lkw ausgelegt sind, verrichten Werkstattmeister Stefan Kerler und Serviceprofi Hans Heinz die meisten Arbeiten, die an den 55 Fahrzeugen des Standorts anfallen. Jeweils ein Arbeitsplatz für Motor- und Getriebeinstandsetzungen runden die Ausstattung ab.

Das Lager bleibt allerdings überschaubar. Lediglich die wichtigsten Verschleißteile sind hier in überschaubarer Stückzahl zwischengelagert. „Warum sollen wir große Stückzahlen vorrätig halten, wo doch die Lieferzeiten des freien Teilehandels heute so kurz getaktet sind?“, erklärt Klott. Auf ein Werkstattmanagement-System verzichtet der Betrieb gänzlich. Grund: Die Fahrzeuge sind mehrmals am Tag am Standort und durchlaufen bei Bedarf einen zeitnahen Service. Auf einen Licht- und Bremsenprüfstand verzichtet das Unternehmen ebenfalls und nimmt hierfür die Dienste von Dekra in Anspruch. Stattdessen hat sich Edeka Südbayern am Standort Landsberg eine für den Lang-Lkw eigens entwickelte Waschstraße aus dem Hause Steinbrückner gegönnt. „Wahrscheinlich die einzige ihrer Art mit Waschbürsten in Betriebsfarben“, erzählt Klott stolz.

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Werkstattprofi Hans Heinz ist seit 2018 in der Edeka-Werkstatt.

Betriebseigenen Werkstätten reduzieren Standzeiten

Neben dem Kostenaspekt bringt der betriebseigene Werkstattverbund von Edeka Südbayern aber auch einen weiteren Vorteil – nämlich, dass die Standzeiten sehr gering sind. „Die Verfügbarkeit und die Einsatzzeiten sind für uns unheimlich wichtig“, erklärt Zurheide die Hintergründe. Teilweise seien die Fahrzeuge im Schichtbetrieb auch an Wochenenden rund um die Uhr unterwegs, um die 1.300 Filialen zu beliefern. Deshalb sei die Reaktionszeit für den reibungslosen Betrieb entscheidend. „Wir fahren im Verteilerverkehr, da ist die Anfälligkeit der Fahrzeuge natürlich viel höher als im Fernverkehr“, ergänzt Klott.

Das Groß der Schäden seien dabei Kleinschäden wie zum Beispiel ein abgefahrener Spiegel oder ein zerbrochenes Rücklicht. „Bis die OEM-Werkstatt einen Auftrag geschrieben hat, gehen da schon mal zwei Stunden ins Land. Und jeden Tag, an dem der Lkw in der Werkstatt steht, bedeutet für uns einen finanziellen Verlust.“ Klott stellt hierfür eine anschauliche Rechnung auf: „Der Tag hat 24 Stunden, die Woche sieben Tage. Das macht 168 Stunden in der Woche. Wenn der Fuhrpark nur die Hälfte davon steht, verursacht er mehr Kosten, als er Gewinn erwirtschaftet. Und finanziell interessant wird es dann erst, wenn er 100 Stunden unterwegs ist.“ Und dafür werden die Werkstattprofis in den Betriebswerkstätten von Edeka Südbayern auch weiterhin sorgen.

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