European Truck Racing Championship 2024 in Zolder Kiss räumt wieder ab

ETRC 2024 Zolder Foto: Richard Kienberger 112 Bilder

Auch in Zolder dominiert der Ungar Norbert Kiss mit seinem MAN das Feld und positioniert sich wieder als Titelverteidiger.

Inzwischen macht sich bei der European Truck Racing Championship eine gewisse Resignation breit. Wer wird in diesem Jahr die Europameisterschaft der Schwergewichte gewinnen? Mit Wetten auf den Sieger lässt sich gewiss kein Geld verdienen, allzu klar ist die ungebrochene Dominanz des aktuellen Europameisters Norbert Kiss. Der Ungar fährt mit seinem roten MAN in einer eigenen Liga. In den beiden ersten Runden, in Misano und auf dem Slovakiaring, gewann Kiss alles, was es zu gewinnen gab. Allenfalls die Frage, nach wie vielen Runden in den Rennen zwei und vier (die mit reverse grid gestartet werden, der Sieger aus Rennen 1 und 3 nimmt also vom achten Startplatz aus den Kampf auf) Kiss das Feld wieder anführt, verspricht eine gewisse Spannung. Meist dauert es ja nicht allzu lange, ehe die vorausfahrenden Konkurrenten die Startnummer 1 durch die Windschutzscheibe anstatt im Rückspiegel bewundern können.

Kiss nicht unverwundbar

Allerdings ist der Dauersieger trotz seiner aktuellen Siegesserie nicht unverwundbar. Am Freitag kam Kiss im Freien Training mit einer gebrochenen Vorderachsfeder zurück ins Paddock – im Rennen hätte das Malheur sicher gravierende Auswirkungen gehabt. Und am Ende des Wochenendes auf der belgischen Renntrecke passierte geradezu Ungeheuerliches – Norbert Kiss stand zum ersten Mal in dieser Saison nicht auf dem höchsten Punkt des Siegertreppchens.

Technische Probleme bei Lenz

Doch bis dahin lief aus Sicht des Ungarn alles nach Plan – zweimal Pole Position, drei Siege in drei Rennen. Aber Kiss ist ja nicht alleine unterwegs in der European Truckracing Championship. Die anderen Teilnehmer (und natürlich eine Teilnehmerin), diesmal waren insgesamt 14 Trucks am Start, haben ihre ganz eigenen Probleme und Perspektiven. Zum Beispiel Sascha Lenz, der zunächst nicht so recht in die Gänge kam und im ersten Qualifying sogar den dritten und letzten Durchgang, bei dem die sechs Top-Piloten starten dürfen, verpasste. Ein komplexes technisches Problem im Bereich der Treibstoffeinspritzung war die Ursache für die Malaise, die unmittelbar vor dem Start zum zweiten Championshiprace entdeckt wurde und behoben werden konnte. Am Samstag musste sich Lenz also mit einer überschaubaren Punkte-Ausbeute zufrieden geben.

Spannende Kämpfe um die Chrome-Wertung

Unterschiedliche Perspektiven haben auch die Akteure in der Chrome Class. Hier geht es ungleich spannender zu als in der Gesamtwertung, denn die Chrome-Fahrer scheinen den Pechkübel permanent an den Nächsten weiterzureichen. Steffen Faas, Clemens Hecker, John Newell oder Mark Taylor – ständig hat einer aus dieser Gruppe mit Problemen zu kämpfen und schreibt Nullrunden in den Wertungsläufen. In Zolder erwischte es am zweiten Tag Jose Eduardo Rodrigues. Der talentierte Spross aus der portugiesischen Truckrace-Familie musste seinen MAN im Qualifying vorzeitig in der Pitlane parken, aufgrund eines Motorschadens konnte der Favorit auf den Chrome-Titel das Geschehen für den Rest des Tages nur noch als Zuschauer verfolgen.

Paukenschlag am Sonntag: Kiss verpasst den Sieg

Am späten Sonntagnachmittag reihten sich die Trucks schließlich zum abschließenden vierten Championshiprace auf, in dem etwas unerwartet die Siegesserie von Norbert Kiss enden sollte. Unerwartet, weil der Ungar in den drei Rennen davor das Feld geradezu nach Belieben dominiert hatte. Wieder einmal war es „familiy business“, das dafür sorgte, dass sich der Seriensieger diesmal mit Platz drei zufrieden geben musste. Klar, als Familie treten nur Vater und Sohn Hahn in der EM an und das auch nicht regelmäßig. Der Junior fährt nach der Formel Race-by-Race nur an einigen Wochenenden. In Zolder konnte Lukas Hahn nach der letzten Siegerehrung die Pokale kaum tragen, die er eingeheimst hatte: Als Zweitplatzierter der Gesamtwertung, als Sieger in der Chrome-Kategorie und als Gewinner in der Nachwuchsklasse Young European Truck Driver.

Lukas Hahn hält Kiss in Schach

Im Rennen ließ sich Lukas Hahn, so wie man das von seinen gelegentlichen Einsätzen kennt, auch nicht aus der Ruhe bringen, als im Rückspiegel die Farbe Rot flächendeckend zu sehen war. Zuvor war Vater Jochen nach einem munteren Start am inzwischen Rot-Weißen Truck des Juniors vorbeigezogen und hatte Runde um Runde einen kleinen Vorsprung herausgefahren. Doch Norbert Kiss biss sich an dem Youngster die Zähne aus. Zugegeben, der Champion war in diesem Duell mit einem platten Hinterreifen im Nachteil – doch den hatte er zuvor auch schon, als er einige altgediente Kollegen abgezockt hatte. Vielleicht braucht es also eine gewisse Unbekümmertheit, um die Ruhe und Übersicht zu bewahren, wenn der Truck mit der Nummer 1 am Heck klebt und jede erdenkliche Möglichkeit nutzen möchte, um vorbeizuziehen. Jedenfalls durfte sich Lukas Hahn nach seiner hervorragenden Leistung gemeinsam mit Vater Jochen über den gelungenen Abschluss des Rennwochenendes in Zolder freuen – vielleicht gelingt dem Duo ja beim nächsten Auftritt vor den deutschen Fans ein ähnlicher Streich.

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