Dekra vermeldet auf der Bilanz-Pressekonferenz in Stuttgart ein Allzeithoch für 2023. Die vier Fokusbereiche Mobilität der Zukunft, Cybersicherheit, Nachhaltigkeit und KI sollen auch über 2025 hinaus für positive Bilanzen sorgen. Zu den Details.
Der weltweite Umsatz der Prüforganisation Dekra ist im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 4,1 Milliarden Euro gestiegen. 2022 lag der Umsatz noch bei 3,8 Milliarden Euro. „Wir sind stärker gewachsen als geplant“, sagte der Dekra-Vorstandsvorsitzende Stan Zurkiewicz bei der virtuellen Jahrespressekonferenz.
Demnach hat Dekra im Jahr 2023 seine Geschäftsentwicklung erneut verbessert – trotz eines wirtschaftlich und geopolitisch angespannten Umfeldes. „Alle sechs Regionen und alle Geschäftsfelder haben zu unserem starken Wachstum und unserem Umsatz-Allzeithoch beigetragen“, so Zurkiewicz. Das Ergebnis erhöhte sich auf ein bereinigtes EBITDA von 455,5 Millionen Euro (plus 7,8 Prozent gegenüber 2022) und ein bereinigtes EBIT von 255,3 Millionen Euro (plus 12,8 Prozent gegenüber 2022).
31,6 Millionen Fahrzeugprüfungen im Jahr 2023
Zurkiewicz ging vor allem auf die sogenannten Fokusbereiche Mobilität der Zukunft, Cybersicherheit, Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz (KI) ein, die Teil der „Strategie 2025“ sind. Bis zum Jahr 2025, dem 100-jährigen Jubiläum der Stuttgarter Prüforganisation, will Dekra der führende Anbieter für Dienstleistungen im TIC-Bereich (Testing, Inspection, Certification) in den vier Fokusbereichen sein und gleichzeitig Weltmarktführer in der Fahrzeugprüfung, dem Kerngeschäft, bleiben. 31,6 Millionen Fahrzeugprüfungen führte Dekra im vergangenen Jahr durch.
Die Dekra-Mitarbeitenden weltweit tragen laut Chief Financial Officer (CFO) Wolfgang Linsenmaier dazu bei, die Welt sicherer und nachhaltiger zu machen. Daher investierte Dekra 2023 in das Personal, die Stammbelegschaft wuchs um rund 1.400 Personen. Linsenmaier widersprach der Annahme, dass mit den Unternehmenszielen Verschlankung und höhere Produktivität auch ein Stellenabbau einhergehe.
In allen vier Fokusbereichen ist Dekra 2023 nach eigenen Angaben zweistellig gewachsen und hat insgesamt 143,5 Millionen Euro investiert – laut Linsenmaier eine Rekordsumme. „Unsere Investitionen waren grundlegend für die erfolgreiche Einführung neuer Dienste in Zukunftstechnologien“, sagte Zurkiewicz. „Im Jahr 2024 werden wir unsere Investitionen ebenfalls erhöhen, um unser Dienstleistungsportfolio noch weiter auszubauen.“
Wasserstoff bildet einen Schwerpunkt
Im Bereich Nachhaltigkeit bietet Dekra mittlerweile mehr als 500 Dienstleistungen an, darunter Schulungen für den Umgang mit Wasserstoff oder die Inspektion von Wasserstoff-Pipelines. „Dekra ist heute eine der ersten Organisationen, die für die umfassende Prüfung von Wasserstoff akkreditiert ist“, sagte Zurkiewicz. „Und wir erwarten, eines der ersten von der EU-Kommission anerkannten TIC-Unternehmen zu werden, die grünen Wasserstoff zertifizieren.“ Wasserstoff bildet einen Schwerpunkt bei den Nachhaltigkeits-Dienstleistungen, die bis 2025 einen Umsatzanteil von 40 Prozent ausmachen sollen.
Ein weiterer Schwerpunkt im Bereich Nachhaltigkeit: Dekra unterstützt Unternehmen im Hinblick auf die wachsende Zahl komplexer regulatorischer Rahmenbedingungen, wie der CSDD-Richtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence). Die Dekra-Mitarbeitenden sorgen für Durchblick bei den vielen Regularien und entwickeln passende ESG-Strategien.
Mobilität der Zukunft wächst
Der Geschäftsbereich Mobilität der Zukunft soll bis 2025 im Vergleich zu 2022 um etwa 200 Prozent wachsen. Zu diesem Bereich zählt das automatisierte und vernetzte Fahren. Dekra bietet Testszenarien für Fahrerassistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen an, die mit Hilfe digitaler Zwillinge die reale Welt mit der digitalen Welt abgleichen.
Zurkiewicz beobachtet eine wachsende Nachfrage nach Fachpersonal, das unabhängig und gründlich die Einhaltung von Standards beim automatisierten und vernetzten Fahren prüft. „Dekra kann diese Anforderungen erfüllen.“ Darum wolle der Konzern in diesem Bereich Weltmarktführer werden.
Cybersicherheit und KI
Im Bereich Cybersicherheit, in dem Dekra seit sieben Jahren aktiv ist, hat sich die Zahl der Mitarbeitenden 2023 verdoppelt und der Umsatz verdreifacht. Dekra stellt Schwachstellen in Produkten laut Zurkiewicz bereits in der Entwicklungsphase fest und definiert verlässliche Testszenarien.
Das betrifft mittlerweile viele KI-Anwendungen. 2023 führte der Prüfkonzern Schulungs- und -Prüfdienstleistungen für den Bereich KI ein, die sich auf risikoreiche Anwendungen konzentrieren, wie sie in Flugzeugen, Fahrzeugen, medizinischen Geräten und anderen Produkten vorkommen und die unter die Sicherheitsvorschriften der EU fallen. Bis 2025 plant Dekra den Umsatz mit KI zu verfünffachen und den mit Cybersicherheit mehr als zu verdoppeln.
Aufgrund geopolitischer und wirtschaftlicher Krisen erwartet Dekra für 2024 weiterhin ein verhaltenes globales Wachstum. Dennoch lief der Jahresbeginn mit einem Umsatzplus von 2,5 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2023 zufriedenstellend. Für das Geschäftsjahr 2024 wird mit einem Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Zudem erwartet Dekra eine weitere Steigerung des EBIT – und plant sogar schon über 2025 hinaus. In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts will der Konzern eine Marge in der Größenordnung von acht bis neun Prozent erreichen.
Dekra unterstützt beim Einsatz von Wasserstoff
- Wichtiger Schwerpunkt im Fokusbereich Nachhaltigkeit.
- Dekra ist Partner des Wasserstoff-Lkw-Vermieters Hylane. Hilft unter anderem bei der Auslieferung der Fahrzeuge, führt Hauptuntersuchung und Sicherheitsprüfung durch und erstellt bei Bedarf Zustandsberichte und Gutachten. Unterweist Fahrpersonal und Werkstattmitarbeitende im Umgang mit Wasserstoff.
- Wasserstoff-Tankstellen: Von der Organisation Clean Energy Partnership (CEP) ist Dekra autorisiert, selbstständig Betankungsanlagen für Wasserstoff nach ISO 19880-1c zu prüfen und zu zertifizieren.
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