Die Bundeswehr will einen Auftrag für ein neues Spähfahrzeug vergeben. Iveco will damit die Ulmer Produktion stützen, doch das geht nicht ohne den passenden Partner.
Aufregung in Ulm wegen eines Militärauftrags: Die Bundeswehr schreibt momentan den Auftrag für ein „Spähfahrzeug Next Generation“ aus, das den seit 20 Jahren von den Heeresaufklärern genutzten 4x4-Spähwagen Fennek ablösen soll. Der angedachte Rahmenvertrag des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) sieht die Entwicklung und Produktion von bis zu 252 neuen Spähwagen vor.
Eigentlich hatten Iveco und Hensoldt (der Rüstungskonzern hat auch eine Niederlassung in Ulm) vereinbart, sich als Kooperationspartner an der Ausschreibung zu beteiligen. Doch inzwischen will sich Hensoldt nach Darstellung des Konzernbetriebsrats der Iveco Group ausklinken. Iveco hatte sich große Hoffnungen gemacht, bei der Ausschreibung zum Zuge zu kommen, da die Bundeswehr vom Fennek-Nachfolger amphibische Fähigkeiten verlangt – welche Iveco bereits in Form des Amphibious Combat Vehicle (mit zahlreichen Komponenten aus der Lkw-Serienfertigung) im Portfolio hat und unter anderem an die US-Marines liefert. Das Problem: Ohne Partner für die Aufklärungstechnologie kann sich Iveco nicht an der Bundeswehr-Ausschreibung beteiligen.
Betriebsrat will Auftrag in die Region holen
Wilfried Schmid, Vorsitzender des Gemeinschaftsbetriebsrats am Standort Ulm, versucht deshalb kurz vor Ende der Ausschreibungsfrist, auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen. Sein Argument dabei: „Gerade nach dem Verkauf der Magirus GmbH an einen Finanzinvestor wäre der Bundeswehr-Auftrag eine Chance zur Beschäftigungssicherung hier in Ulm. Zudem würden sicherlich auch mittelständische Firmen in der Region als Zulieferer und Dienstleister davon profitieren. Soweit wir wissen, bieten die Wettbewerber Fahrzeuge an, die ganz oder teilweise in Übersee gefertigt werden. Wir sind der Meinung, dass man in Zeiten, in denen in Deutschland mehr in die Rüstung investieren müsse, als Unternehmen mit inländischer Montage zumindest die Chance bekommen sollte, sich an der Ausschreibung zu beteiligen, was nur in Form der bereits verabredeten Kooperation möglich ist. Daran müsste nach unserer Auffassung auch die Bundesregierung ein Interesse haben, die Miteigentümerin der Hensoldt AG ist.“
Schon mehr als 1.000 Unterschriften gesammelt
Deshalb initiierte der Betriebsrat kurz vor Ostern eine Unterschriftenaktion, bei der schnell mehr als 1.000 Unterschriften zusammenkamen. Schmid: „Wir wollen, dass sich Iveco und Hensoldt wie ursprünglich geplant mit einem Angebot an der BW-Ausschreibung beteiligt und wir so eine Chance auf neue Jobs hier im Ulmer Donautal und in Deutschland haben.“