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KEP-Studie 2023 des BIEK Sendungszahlen normalisieren sich

Foto: Wolfgang Borrs

KEP-Studie 2023 des Bundesverbands Paket und Expresslogistik: Das Corona-Hoch ist vorbei, die Sendungszahlen sind aber weiter auf Wachstumskurs. Interessant wird, wie sich der Paketmarkt entwickelt.

Bewegte Zeiten hat der deutsche KEP-Markt hinter sich: in den Jahren zuvor Rekordzahlen, 2022 erstmals ein Rückgang bei Sendungszahlen und Umsätzen. Dennoch war die Vorstellung der KEP-Studie 2023 – Analyse des Marktes in Deutschland des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK) – von Zuversicht geprägt.

In den vergangenen drei Jahren stellten die Corona-Pandemie und das daraus resultierende Rekordhoch bei der Anzahl der Paketsendungen die Branche auf die Probe. Jetzt habe sie mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen, sagte Marten Bosselmann, Vorsitzender des BIEK, bei der Vorstellung der Studie. Er nannte vor allem den Ukraine-Krieg und die in Folge gestiegenen Energiekosten, was zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung der privaten Konsumenten geführt habe – die Branche konnten sich den Turbulenzen der Allgemeinwirtschaft nicht entziehen. Auch das Ende des „Corona-Effekts“ war entscheidend – statt wie zu Corona-Zeiten im Online-Handel, würden wieder mehr Umsätze im stationären Handel gemacht. „Das schlägt sich natürlich auf den nationalen Paketmarkt nieder“, sagte Bosselmann.

Erstmals wieder Minus im Paketbereich

Der trug – im Vergleich zu den anderen beiden Segmenten Kurier und Express – mit minus 74 Prozent im vergangenen Jahr den größten Rückgang davon. Im gesamten KEP-Markt gingen die Sendungen 2022 im Vergleich zu 2021 um 7,9 Prozent zurück.

Dennoch war die Botschaft auch positiv: Die Sendungszahl im KEP-Bereich liegt immer noch 14 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau, die Branche wächst, wenn auch langsamer.

Die aktuelle Studie mit dem Titel „Perspektiven öffnen, Gemeinschaft gestalten“ wurde, wie alle KEP-Studien seit 2004, von dem Unternehmen KE-Consult Kurte&Esser im Auftrag des BIEK erstellt. Studienautor Dr. Klaus Esser berichtete, dass der Rückgang bei den Sendungsvolumina das erste Minus seit der Wirtschaftskrise 2008/2009 war. Nach einem gleichmäßigen Wachstum in der Vergangenheit habe der KEP-Markt in den vergangenen drei Jahren sehr große Steigerungen und jetzt wieder eine Nachfragedelle erfahren, sagte Esser – das stelle eine besondere Herausforderung für die Unternehmen der Branche dar, etwa in der Kapazitätsplanung und -steuerung. „Der KEP-Markt in Corona-Zeiten – ein Vergleich mit dieser Zeit liefert kein realistisches Bild“, sagte der Experte.

Die Schwankungen im Paketbereich sind vor allem auf das B2C-Geschäft zurückzuführen – und das hat 2022 aus den schon erwähnten Gründen im nationalen Bereich ein Minus von 10,6 Prozent hinnehmen müssen. Im B2B-Bereich ging die Sendungszahl lediglich um 3,5 Prozent zurück, weil die wirtschaftlichen Folgen der Krisenlage im vergangenen Jahr noch nicht so ausgeprägt waren wie der Rückgang im privaten Konsum, so die Studie.

Geringerer Umsatzverlust

„Der Paketmarkt zählt dennoch zum bedeutendsten Segment im Vergleich zu den Bereichen Express und Kurier“, berichtete Esser – mit einem Umsatz von 15,5 Milliarden Euro gegenüber 5 Milliarden Euro im Kurier- sowie 5,5 Milliarden Euro im Expressbereich.

Die Umsätze insgesamt sanken um 3,5 Prozent auf 26 Milliarden Euro, ein vergleichsweise geringer Rückgang im Vergleich zum Minus beim Sendungsvolumen – denn natürlich hatten laut Esser die Unternehmen versucht, die Kostensteigerungen durch Preiserhöhungen durchzusetzen. Der Durchschnittserlös in Höhe von 6,26 Euro je Sendung sei aber nur ein nominaler Wert: „Der Zuwachs pro Sendung reicht bei weitem nicht aus, um die massiven Preissteigerungen auszugleichen“.

Die diesjährige Studie widmete sich zudem dem Sonderthema Arbeitsmarkt: „Mit 35 Prozent mehr Beschäftigen in den vergangenen zehn Jahren zeigt der KEP-Markt einen deutlich stärkeren Zuwachs als andere Dienstleistungsbereiche“, sagte der BIEK-Vorsitzende Marten Bosselmann. Mit rund 260.000 Mitarbeitern in Deutschland im Jahr 2022 beweisen sich die KEP-Unternehmen als Jobmotor, die Branche beschäftige allein 13.200 Menschen mehr als vor Corona.

Wobei laut Dr. Klaus Esser das Arbeitnehmerplus nicht unbedingt analog zum Sendungswachstum erfolgt sei: „Ein Teil wird auch immer durch ein Produktivitätswachstum aufgefangen“. Was im Umkehrschluss auch bedeutet, dass bei einem Sendungsrückgang die Zahl der Beschäftigten nicht automatisch abnimmt; vielmehr seien in solchen Situationen wie aktuell die Unternehmen bemüht, ihre Beschäftigten zu halten. Denn auch in der KEP-Branche ist das Personal weiter ein schwieriges Thema.

Zum einen aufgrund der heterogenen Beschäftigtenstruktur – der KEP-Markt habe mit 33 Prozent einen recht hohen Teilzeitanteil, was aber auch produktionsbedingt sei, etwa aufgrund der Arbeit in Depots und in Umschlagzentren. Typisch für die Branche sei zudem eine hohe Anzahl an Saisonkräften, beispielsweise zur Hochsaison an Weihnachten. Andererseits biete der Kurier-; Express- und Paketbereich viele Chancen gerade auch für ungelernte Arbeitskräfte oder Beschäftigte mit geringer Qualifikation.

Mittelstand bildet starkes Rückgrat

Angestellt sind viele Mitarbeiter laut Marten Bosselmann nicht nur bei großen KEP-Dienstleistern, sondern bei deren rund 4.000 meist klein- und mittelständischen Vertragspartnern beziehungsweise Nachunternehmern. Laut der Studie hat die Mehrheit der Firmen eine Beschäftigtenzahl von bis zu 19 Mitarbeitern, der Anteil der Kleinstunternehmen mit bis zu neun Beschäftigten sei in der KEP-Branche deutlich unter dem Anteil der Gesamtwirtschaft. 52 Prozent setzen 10 bis 50 Fahrzeuge für Transport und Zustellung im Auftrag der Netzwerkdienstleister ein. „Der Kern der KEP-Branche ist also der Mittelstand“, sagte Bosselmann .

Auch ein Ausblick fehlt in der KEP-Studie nicht – laut Klaus Esser ist eine Prognose in unsicheren Zeiten immer schwierig, aber für dieses Jahr gehen man von einer „relativen Seitwärtsbewegung aus“. Gibt es keine grundlegenden Verschiebung der Marktanteile, sei die Lage mittelfristig bis 2027 positiv bestimmt, der Markt werde im Rahmen eines nachhaltigen Wachstums auf einen Wert zwischen drei und vier Prozent pro anno zurückfinden, auch sei wieder ein stärkeres Wachstum bei den Paketen im nationalen Markt zu erwarten, sozusagen als Nachholeffekt für den aktuellen Rückgang. 2027 könnten dann 4,9 Milliarden Sendungen möglich sein, und aus diesem Marktwachstum allein 20.000 mehr Stellen.

Die wichtigsten Zahlen

  • Gesamtzahl der transportierten Sendungen 2022: 4,15 Milliarden, Rückgang um 360 Millionen Sendungen (-7,9 Prozent), dennoch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau (+14 Prozent)
  • Pro Tag: knapp 14 Millionen Sendungen an rund 9 Millionen Empfängerinnen und Empfänger (privat und gewerblich)
  • Gesamtumsatz 2022: rund 26 Milliarden. Euro (-3,5 Prozent)
  • Beschäftigte 2022: 13.000 Jobs mehr als vor Corona
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