Im zweiten Teil seines Südamerikareports beschreibt unser Autor seine Eindrücke auf dem Weg von Iquitos (Peru) bis nach Belém an der brasilianischen Atlantikküste. Drei Schiffspassagen waren für die knapp dreieinhalbtausend Kilometer lange Strecke auf dem Amazonas und einigen Nebenflüssen nötig.
Den schmalen Streifen roher Erde oberhalb des Río Huallaga als Straße zu bezeichnen, wäre wohl zu viel der Ehre. Aber zumindest dient die Mischung aus Steinen, Sand, Rinnen und Schlaglöchern den Einwohnern von Yurimaguas, die am Ufer des Flusses zu tun haben, als solche. Vielleicht zweihundert Meter breit ist der Huallaga hier im peruanischen Amazonasbecken und tief genug, um auch für größere Schiffe befahrbar zu sein. Etliche liegen in Yurimaguas an den diversen Kais oder gleich direkt am Flussufer – doch ein Hafenviertel, in dem später einmal chice Wohnungen entstehen könnten, darf man sich darunter nicht vorstellen.
Die Umgebung passt zu der Straße: Wellblechhütten mit schiefen, teils löchrigen Vordächern, Betonbrocken und Baustahl (ehemals Bestandteile der Kaimauer), ein wildes Gewirr an Stromkabeln und in die Uferböschung getretene Trampelpfade. Ein Mann taucht mit einem langen Hanfstrick neben einem der massenhaft verbreiteten Dreiräder auf. Nachdem er gemeinsam mit einem Kollegen eine Weile lang an dem Strick gezogen hat, kommt ein Stier die steile Uferböschung hoch, das andere Ende des Seils um die Hörner gewickelt. Das störrische Rind soll nach dem Willen der Männer auf das dreirädrige Gefährt, das in Peru als Taxi und vielseitig verwendbares Nutzfahrzeug eingesetzt wird. Der Stier ist erkennbar anderer Meinung und geht einige Male durch, ehe er auf der Ladefläche des Motorrads festgezurrt ist. Die wacklige Fahrt auf drei Rädern ist ja nicht das einzige Abenteuer, das dem Tier an diesem Tag zugemutet wird, es war zuvor schon auf einem Schiff unterwegs.
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