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Oberleitungs-Lkw: Spediteure sind frustriert Das Ministerium schweigt

Foto: Hessen Mobil

Die Beteiligten feiern den Erfolg und sind zugleich hochgradig frustriert: Nach Millioneninvestitionen scheint das Bundesverkehrsministerium das Interesse am Oberleitungs-Lkw verloren zu haben.

Und das, obwohl die Oberleitungs-Projekte nach Angaben der Beteiligten inzwischen gut funktionieren, ausreichend getestet wurden und damit eine gangbare und verfügbare Lösung für die Dekarbonisierung des Güterverkehrs bieten könnten.

„Nicht voreilig den Stecker ziehen“

So jedenfalls lautet das Fazit einer gestrigen Pressekonferenz der Verantwortlichen des 2017 gestarteten Feldversuchs eHighway Schleswig-Holstein. Die Verantwortlichen appellierten an die Bundespolitik, den deutschen Lkw-Oberleitungsprojekten „nicht voreilig den Stecker zu ziehen“.

Seit 2019 laufen die wissenschaftlich begleiteten Feldversuche im Speditionsbetrieb auf deutschen Autobahnen – neben dem eHighway in Schleswig-Holstein die Projekte eWayBW in Baden-Württemberg und Elisa in Hessen. "Bei allem Verständnis für die angespannte Haushaltslage wäre es fatal, das Projekt Ende des Jahres mit Auslaufen der Förderung versanden zu lassen, bevor man überhaupt die Ergebnisse bewerten konnte", sagte Schleswig-Holsteins Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide zum eHighway.

Verkehrsministerium zeigt wenig Interesse

„Bis heute hat sich das Bundesverkehrsministerium weder in Schleswig-Holstein noch in Hessen oder Baden-Württemberg über die Erkenntnisse aus den Projekten informiert“, kritisiert Projektleiter Jan Bachmann vom zuständigen Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel. Bachmann wies darauf hin, 22 Prozent der Treibhausgasemission im Verkehrssektor entstünden, davon ein Drittel Schwerlastverkehr. „Der Bund müsste eigentlich ordentlich Stoff geben, ab es wird eher gebremst“. Das Verfehlen der Klimaziele im Verkehrssektor, so warnte Bachmann, werde aber zu Milliarden Strafzahlungen führen.

Logistikdienstleister brauchen Planungssicherheit

„Wir brauchen den Rückhalt der Politik und Planungssicherheit, insbesondere zu den Investitionen“, sagte Dennis Willers, Fuhrparkleiter der Spedition Bode, die aktuell mit fünf Fahrzeugen am Projekt in Schleswig-Holstein beteiligt ist. Abgesehen von Kinderkrankheiten bei den Fahrzeugen der ersten Generation laufe das Projekt mit den Oberleitungs-Lkw sehr positiv. Die Fahrzeuge laufen im Pendelverkehr mit 26 Tonnen beladen zwischen Reinfeld und dem Hafen Lübeck. „Die Fahrer fahren die Fahrzeuge sehr gerne. Nicht zuletzt aufgrund des langen Radstands laufen die Fahrzeuge sehr ruhig, und die Kraft des E-Motors kommt auch an“.

China und Niederlande an Technik interessiert

Laut den Beteiligten müssen endlich Entscheidungen getroffen werden – auch vor dem Hintergrund, dass Länder wie die Niederlande und China ihrerseits das Thema Oberleitungs-Lkw angehen. So planen etwa die Niederlande einen 100-Kilometer-Oberleitungs-Korridor, und China bemühe sich bereits um internationale Normungsmandate. „Der nächste Schritt vom Feldversuch hin zu einem ersten großen Pilotprojekt, in dem die Oberleitung sich im direkten Vergleich zu den wenigen sinnvollen Alternativen beweisen kann, ist fällig“, sagte Bachmann – daher müsse das Verkehrsministerium entlang der Autobahn GmbH entsprechend grünes Licht geben, sich mit dem Thema zu befassen.

Whitepaper zeigt großes Potenzial auf

In einem Whitepaper kommen die Technische Universität Dresden, Professur für elektrische Bahnen, und das Forschungs- und Entwicklungszentrum Zentrum der FH Kiel zu dem Urteil, dass im Vergleich der Antriebstechnologien die Oberleitung das größte ökologische und auch ökonomisches Potenzial aufzeigt: „Sie sind nicht proprietär, international verbreitet und standardisiert, diversifizierte Lieferketten bestehen. Durch Kombination des Oberleitungssystems mit dem stationären Laden ist die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs besonders effektiv, schon heute umsetzbar und schnell skalierbar. Zudem gilt die Oberleitung als Innovationstreiber für das autonome Fahren, welches die Transportkosten in Zukunft signifikant senken wird“.

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