Profi im Profil Romanze im DAF

Profi FF 9/18, Jens Naujok vom Fuhrbetrieb Uwe Michael Foto: Jan Bergrath 11 Bilder

Jens Naujok hat nicht nur seinen Traumjob gefunden, sondern mit Franziska Hintze auch seine Traumfrau. Beide transportieren mit DAF XF Dachziegel für den Fuhrbetrieb Uwe Michael aus Dedeleben.

Die beiden roten DAF mit den Planaufliegern stehen exakt hintereinander in der Verladespur der Jacobi Tonwerke in Bilshausen. Auf beiden Seiten ist die Plane geöffnet, der Staplerfahrer setzt je zwei Paletten auf die eine Seite, dann auf die andere. Es ist der Auftakt für das nun folgende perfekte Teamwork: Franziska Hintze (32) steht auf der Ladefläche, legt erst die Kantenschoner an und wirft die Gurte über. Jens Naujok (28) steht am Boden mit der Ratsche. Bis am Ende beide Züge geladen und tipptopp gesichert sind. Schnell wird deutlich: Hier ziehen zwei an einem Strang.

Franziska war bereits "Profi im Profil" bei FERNFAHRER

Im rauen Transportgewerbe gibt es immer wieder ungewöhnliche Herzensgeschichten, die einfach erzählt werden müssen. Die von Franziska und Jens ist sogar eine individuelle Romanze rund um den Lkw. Fangen wir mit Franziska an. 2011 war sie bereits "Profi im Profil". Damals haben wir sie mit einem Tankcontainer von Hoyer auf einer Tour von Hamburg nach Dänemark begleitet. Bei Hoyer machte die gebürtige Helmstedterin ihre dreijährige Ausbildung zur Berufskraftfahrerin – nachdem sogar Speditionen aus Braunschweig ihr keinen Vertrag hatten geben wollen. Dabei war Franziska wie keine zweite Frau für diesen Beruf prädestiniert: Beide Eltern waren Lkw-Fahrer, bis zur Grundschule ging sie jede Woche mal mit der Mutter, mal mit dem Vater auf Tour. "Ich bin schließlich bis Juni 2013 bei Hoyer gewesen", erinnert sie sich. "Dort bin ich dann weg, weil ich keine Chemieprodukte mehr fahren und im Sommer keine Schutzausrüstung, teilweise mit Atemschutzmaske, mehr tragen wollte." Dazu kam ein weiterer Grund: "Das ewige und lange Warten in den Werken war für mich auf Dauer nicht gerade spannend, ich wollte einfach Lkw fahren."

Jens wiederum hat seine dreijährige Ausbildung von 2007 bis 2010 in Schwanebeck gemacht, der Kleinstadt in Sachsen-Anhalt mit der wohl größten Ansammlung von Lkw rechts und links einer Bundesstraße, hier der B 245. Auf der einen Seite die "Roten", die Spedition Gerloff, gegenüber die "Blauen", Nickel & Göldner. Eigentlich wollte Jens ja Schlosser werden, aber es war schwer, eine Lehrstelle zu bekommen. So ging er zu den "Blauen", denn der Beruf des Lkw-Fahrers hat ihn ebenfalls schon immer fasziniert. Er hat den Beruf dort von der Pike auf gelernt. "Sechs Monate bin ich nach der Lehre dort geblieben", erzählt Jens, "ich war schließlich fest auf einem Kühlzug eingesetzt, aber ich war halt auch sehr oft am Samstag noch unterwegs. Das wollte ich nicht mehr." Ein Nachbar vermittelte ihn zu einem kleinen Transportunternehmen im nordrhein-westfälischen Vreden, garantierte Heimfahrt am Freitag. Dort blieb er drei Jahre. Ein Wechsel auf einen Tiefladerzug, ein von Jens immer gehegter Wunsch, zu einem heimatnahen Unternehmer scheiterte bereits nach einem halben Jahr, weil der den Lohn nicht zahlte. "Schließlich habe ich mich 2014 beim Fuhrbetrieb Uwe Michael in Dedeleben beworben und wurde dort nach anfänglichen Bedenken auch genommen."

Profi FF 9/18, Jens Naujok vom Fuhrbetrieb Uwe Michael Foto: Jan Bergrath
Zwei ziehen an einem Strang, hier einem Sicherungsgurt.

Das Traumpaar lernt sich im Januar 2012 kennen

Das Unternehmen hat nur acht Lkw: vier Scania und vier DAF, alle für den nationalen Transport von Baustoffen, alle mit Mitnahmestapler ausgestattet. "Ein familiärer Betrieb halt", sagt Jens. "Ich habe mein Bestes gegeben. Nach ein paar Monaten waren alle Vorurteile meines Chefs und meiner Chefin gegenüber mir als jungem Fahrer ausgeräumt", berichtet Jens. Er bekam seinen ersten DAF XF105 als festes Fahrzeug. Dann dieser Zufall, der ein Leben ändern kann: Im Januar 2012 lernte Jens auf einem Autohof Franziska kennen. Sie arbeitete noch bei Hoyer. Beide waren schnell Feuer und Flamme füreinander. Schon am 19. Februar 2012 – den Termin nennt Jens im Gespräch wie aus der Pistole geschossen – beschlossen beide, ein Paar zu werden. Franziska nahm sich eine Wohnung in ihrer ursprünglichen Heimat Helmstedt, Jens, der damals noch bei den Eltern wohnte, zog zu ihr. Dafür folgte sie ihm im Juni zu der Firma in Vreden. "Dort bin ich dann 2016 wieder weg, weil der Chef schon sehr alt war und ich absehen konnte, dass er den Betrieb nicht mehr lange weiterführen wird. Ein Jahr später war dort tatsächlich Schluss." Für Franziska war dieser erste Wechsel ein Sprung ins Neuland, vom Tank auf die Plane mit allen zusätzlichen Arbeiten wie eben der Ladungssicherung. "Viele Kollegen bei Hoyer hatten mir damals gesagt, dass sie mich sehr bald wiedersehen würden", lacht Franziska heute. "Dass es nicht dazu gekommen ist, habe ich vor allem Jens zu verdanken, der mich die ganze Zeit unterstützt hat. Ohne ihn hätte ich nicht den Mut gehabt, diesen Schritt zu wagen."

Dann wurde endlich eine Stelle bei Uwe Michael frei. Jens überzeugte wieder seinen Chef und seine Chefin, diesmal seiner Franziska eine Chance zu geben. Das war im Frühjahr 2016. Jens bekam damals seinen heutigen DAF XF105 mit 460 PS und dem Krone-Planentrailer. Franziska übernahm dafür Jens alten DAF. "Erst war es nur als Notlösung gedacht", sagt Franziska, "denn ich wollte eigentlich in den Nahverkehr im Tankbereich, und das mit dem Stapler war mir anfangs nicht geheuer. Doch die Tank-Geschichte hat sich dann zerschlagen, und so bin ich einfach bei Uwe Michael geblieben. Zum Glück!" Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2018, die beiden haben sich gerade ein Haus in Schöningen nahe Helmstedt gekauft, wo sie nahezu jedes Wochenende verbringen. Aber es kommt noch besser: Weil Jens’ alter DAF turnusmäßig erneuert werden sollte, bekam Franziska Anfang des Jahres nun ihrerseits den ganz neuen DAF XF mit 480 PS, der fälschlicherweise von vielen Fahrern zwar als 106er-DAF bezeichnet wird – aber offiziell einfach "nur" der neue DAF XF ist. Ein mittlerweile vielfach gelobtes Leistungs- und Spar-Wunder. "Auf manchen bergigen Touren habe ich bei gleicher Ladung im direkten Vergleich keine Chance mehr", lacht Jens. "Heul doch!", hat Franziska dort in dicken Lettern auf die linke Seitenscheibe geklebt.

Gemeinsam auf der Tour des Lebens

Es ist früher Nachmittag am Donnerstag, als Franziska und Jens nach der Beladung im Werk im Konvoi Richtung Osten aufbrechen. Die Diposition hat es so geplant, denn an diesem Wochenende haben beide etwas vor. Bis zum Ende der heutigen Lenkzeit wollen sie noch Strecke machen, denn Freitag müssen sie ausladen und je eine Rückladung Baustoffe abholen. "Einen Teil der Tour fahren wir jetzt noch gemeinsam", sagt Jens. Er hat drei Abladestellen im Raum Rostock, sie hat drei Kunden rund um Neubrandenburg. Bis Magdeburg geht es noch zusammen, dann trennen sich die Wege schon wieder. "Normalerweise sehen wir uns unter der Woche selten", so Franziska, "und wenn wir uns dann abends doch schon mal auf einem Autohof treffen, fällt der Abschied am Morgen nicht immer leicht." Über Telefon und die sozialen Medien sind sie aber in Kontakt. "Wir beliefern mit den Dachziegeln vor allem Baustellen", beschreibt Jens, "darunter sind viele kleine Baustellen, wo wir meistens mitten auf der Straße abladen müssen." Er fährt gerne nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Entladung per Mitnahmestapler ist dabei Teil des Jobs. "Dafür werden wir als Fahrer entsprechend gut bezahlt."

Franziska selbst berichtet, dass sie als Frau schon sehr gerne an den Baustellen gesehen wird. "Gelegentlich kommt es schon mal vor, dass jemand ein Herz mit einer Handynummer in den staubigen Sitz des Moffet geschrieben hat." Und so stehen die beiden Lkw am Freitagabend wieder neu beladen und frisch gewaschen beim Truckerfestival in Malchin, das vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde und wo Jens einmal mehr einen Pokal für die individuelle Gestaltung seiner Zugmaschine bekommt. "Wir haben es wirklich geschafft, Beruf und Hobby miteinander zu verbinden", betonen beide. Und das ist nicht so dahergesagt. Fünf bis sechs Festivals besuchen sie im Jahr, eher die kleineren, familiären Treffen wie in Friedersdorf bei Berlin oder, in diesem Herbst, erstmalig im Stöffelpark im Westerwald. Man kann es nicht anders sagen: Franziska und Jens sind gemeinsam auf der Tour ihres Lebens.

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