Die 45. Ausgabe der legandären Rallye Dakar ist ausgefochten. Bereits zum vierten Mal war das Offroad-Highlight in Saudi-Arabien zu Gast.
Die blauen Reiter sucht man auf der Dakar 2023 vergeblich. Gleiches gilt für die weißrussischen Teams. Seit dem Überfall auf die Ukraine ist Russland auch aus motorsportlicher Sicht geächtet. Doch das wirkt sich nicht nur auf die Markenvielfalt auf dem Dakar-Thron aus. Der Titel in der Truck-Wertung geht nicht nur zum ersten Mal nach sechs Jahren absoluter Kamaz-Dominanz an ein nicht-russiches Team. Zum ersten Mal seit vielen Jahren geht er auch wieder in die Niederlande: Janus van Kasteren, Darek Rodewald und Marcel Snijders holen sich in ihrem De Rooy-Iveco den Sieg in der Lkw-Kategorie. Dabei zahlt sich eine alte Rallye-Weisheit aus: Auf so einer Marathon-Rallye zählt vor allem Beständigkeit. Martin Macík, van Kasterens härtester Gegner, schafft es zwar, die ersten beiden Sonderprüfungen für sich zu entscheiden, wird aber in der zweiten Etappe von einem Problem mit der Bremse massiv zurückgeworfen.
Anspruchsvolle Etappen
Doch auch für die Niederländer läuft in der arabischen Wüste nicht alles nach Plan. "Es ist nicht leicht", sagt van Kasteren. "Du musst die ganze Zeit Vollgas geben. Jeder hatte in der vergangenen Woche Probleme, genauso wie wir. Wir haben zum Beispiel 15 Minuten verloren, weil uns der Sprit ausgegangen ist. Aber wir haben es bis zum Ende geschafft und sind richtig froh darüber. Drei Tage vor Ende haben wir praktisch den Sack zugemacht, als wir 30 Minuten Vorsprung auf den Rest gewonnen haben." Etappe vier sorgt zudem für sprichwörtlich Sand im Getriebe des Iveco und bringt plötzlich die gesamte Mission "Siegestrophäe" in Gefahr. Das Team verliert beinahe eine ganze Stunde und fällt zurück auf Rang fünf. Ganz vorne liegt zu dieser Zeit noch der Tscheche Ales Loprais, auch kein Unbekannter im Rallye-Zirkus. Auch er ist sehr überlegt unterwegs und fährt nicht zwanghaft auf Sieg, sondern verlässt sich eher darauf, dass die Konkurrenten sich zu Fehlern hinreißen lassen. In Etappe zehn wird Loprais allerdings in einen folgenschweren Unfall verwickelt. Dabei stirbt ein italienischer Zuschauer. Loprais bricht daraufhin die Rallye ab. Zwischenzeitlich hatte sich van Kasteren wieder vorgekämpft bis auf den zweiten Platz und erbt den Spitzenrang vom Tschechen. An der Gesamtzeit des Sieger-Teams, unterwegs im Iveco-Hauber, zeigt sich überdies, wie potent die schweren Boliden sind. Nur rund zehn Stunden liegen zwischen den Niederländern und dem schnellsten der Dakar 2023, Kevin Benavides, auf dem Motorrad. Gleichzeitig ist dem gesamten Lkw-Feld ein Kunststück gelungen, das keine andere Kategorie für sich verbuchen kann: Keines der Teams musste aus technischen Gründen aufgeben.