Scania Longline 2024 Wiedergeburt einer Legende?

Scania Longline 2024 Foto: Scania UK 7 Bilder

Anfang der 2000er hat Scania mit der verlängerten Longline-Kabine Träume wahr werden lassen. Jetzt sind neue Bilder eines XXL-Fahrerhauses des aktuellen Modells aufgetaucht. Was es damit auf sich hat.

Sie sind bis heute die Stars auf jedem Trucker-Treff: die riesigen Scania Longline-Zugmaschinen mit ihren Stretch-Kabinen. Anfang der 2000er Jahre haben die Schweden entsprechende Lkw in überschaubaren Stückzahlen ganz offiziell produziert. Seither verlängern nur noch ein, zwei eigenständige Umbauer im Kundenauftrag Standard-Fahrerhäuser. Das wiederum kostet eine Stange Geld und ist allein für ganz besondere Einsatzzwecke machbar, ist die Kombination mit normalen Aufliegern danach doch nicht mehr gesetzeskonform.

Werks-Scania mit CS31-Longline-Kabine

Gibt Scania dem Longline jetzt aber eine zweite Chance? Im Internet kursieren Fotos eines aktuellen Modells mit verlängerter S-Kabine samt Hochdach, 730 PS starkem V8 und 6x2-Achsformel. Die Sattelzugmaschine in Hellblau-Metallic samt schwarzem Kühlergrill und Greif auf den Flanken ist mit einem schwedischen Kennzeichen versehen und scheint auf einem Scania-Gelände zu stehen.

Erstmals in Umlauf gebracht wurden die Aufnahmen des neuen XXL-Lkw über die Social-Media-Kanäle von Scania Großbritannien, einer Landesvertretung des schwedischen Herstellers also. Dort wird die Fahrerkabine unter dem Kürzel "CS31" präsentiert, was eine Verlängerung von 110 Zentimetern gegenüber des Standard-S-Fahrerhauses CS20 vermuten lässt. Laut Scania UK wurde der CS31-Truck bei Laxå Special Vehicles gefertigt – dem Scania-Werk, das auf Sonderanfertigungen wie die Mannschafts-Fahrerhäuser für die Scania Feuerwehr-Trucks spezialisiert ist.

Schlafliege wie ein L-Sofa, TV an der Seite

Neben den Bildern des imposanten Äußeren des neuen Longline gibt es auch ein Foto, das vom Beifahrer-Platz aus in die Kabine aufgenommen wurde. Gut zu sehen ist da, wie viel Platz zwischen Fahrersitz und der hinteren Liege mit Rücken-Polsterung ist. Die Schlafliege zieht sich wie ein L-Sofa bis hinter den Beifahrersitz. Unter ihr sind Ausziehfächer montiert, darüber macht sich eine an der Rückwand angebrachte XXL-Staufach-Galerie breit. In die Seitenverkleidung der Fahrerseite ist ein großer Fernseher eingelassen. Fürs Wohlfühl-Ambiente sind die bekannten Bedienelemente und eine obligatorische V8-Zierleiste an Bord. Ein Waschbecken, eine Toilette oder gar eine Duschkabine aber sind zumindest in diesem speziellen Modell nicht vertreten – schade!

Auf Nachfrage von eurotransport.de heißt es aus der Scania-Zentrale, dass der verlängerte 730 S im Rahmen eines Top-Management-Meetings in Södertälje ausgestellt wurde. Es handele sich um einen Prototyp, der von Laxå Special Vehicles auf die Räder gestellt wurde. Man untersuche, was eine wirklich verlängerte Fahrerkabine in Bezug auf den Fahrerkomfort, neue Arten von Installationen oder die Art und Weise, wie der verfügbare Platz genutzt werden kann, bieten könnte.

Scania: Keine Entscheidung zu Serienproduktion

Ein größeres Platzangebot für den Fahrer wäre natürlich eine Möglichkeit, den Job attraktiver zu machen, heißt es weiter. Der Fahrermangel sei offensichtlich und einen Wohnraum anzubieten, der eher dem eines Wohnmobils entspricht, mit Dusche und möglicherweise einer Toilette, würde den Fahrern das Leben in Zukunft erleichtern. Bisher sei man aber nur am Testen. Es gebe keine Entscheidungen über eine mögliche Produktion.

Ein Einzelstück also? Ein kurzes Heißmachen, gefolgt von der kalten Schulter? Ganz so schlimm muss es nicht kommen. Immerhin wird auch Scania mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon bald die neuerlichen europäischen Längenregelungen für eine nach vorn gezogene Aerodynamik-Schnauze nutzen, wie Daimler Truck das mit dem neuen Actros L tut, Volvo Trucks mit dem FH Aero und DAF Trucks mit XF, XG und XG+. Wird das wiederum richtig angegangen, ergibt sich daraus auch die Möglichkeit, ganz legal und für alle Einsatzzwecke eine nach hinten verlängerte Kabine anzubieten. Allein ein echter Longline-Scania mit derart riesigem Innenraum wird – mutmaßlich – weiter alle Standard-Vorgaben sprengen.

XL-Kabine mit Längen-Plus bereits erhältlich

Eher im Rahmen dürfte sich die XL-Kabine bewegen, die Scania seit 2021 in kleiner Stückzahl in den Hallen von Laxå Special Vehicles produziert. Sie ist kaum als solche zu erkennen: Die Front, die Türen, die Seitenverkleidungen und selbst die Seitenklappen bleiben optisch unverändert, allein die dahinter versteckte Rückwand wandert nach hinten. Mit genau 270 Millimetern gibt Scania das Plus an. Auf die ursprüngliche Länge von 200 Zentimetern von den Pedalen bis zur Rückwand addiert, ergibt sich ein Zuwachs von 13 Prozent. Scania beziffert den Raumgewinn auf bis zu 1,3 Kubikmeter, das Mehrgewicht auf weniger als 100 Kilogramm. Im Falle der S-Serie mit Highline-Hochdach und XL-Zusatz erwartet dieses Stretch-Haus die Fahrer mit einem flachen Boden, über zwei Meter Stehhöhe und – gegen Aufpreis – einem 100 Zentimeter breiten Bett. Diese Konfiguration könnte mit neuer Aerodynamik-Front durchaus in die EU-Regularien passen und dann mit üblichen Aufliegern legal einsetzbar sein.

Die ganz große Offenbarung würde so ausbleiben, aber besser den Spatz in der Hand als den Greif auf dem Dach! Und wer weiß, was Scania zur IAA Transportation im September wirklich auffährt ...

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