Wegen Nach-Corona-Effekt und Poly-Krisen: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt, auch in Transport und Logistik. Wer zu den besonders gefährdeten Branchen gehört.
Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im März 2024 um 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im Februar 2024 hatte sie um 18,1 Prozent gegenüber Februar 2023 zugenommen.
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im Januar 2024 in Deutschland insgesamt 4,7 Unternehmensinsolvenzen. Die meisten Insolvenzen entfielen laut Destatis auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 9,1 Fällen (je 10.000 Unternehmen).
Regelinsolvenzen wieder auf Vor-Corona-Niveau
Laut der Behörde sind seit Juni 2023 sind durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten. Über einen längeren Zeitraum betrachtet liege die Zahl der Regelinsolvenzen zwischen April 2023 und März 2024 jedoch in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau des Zeitraums April 2019 bis März 2020.
Bei den Ergebnissen sei jedoch zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen und der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags in vielen Fällen annähernd drei Monate davorlige. Die Insolvenzstatistik bilde nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen, nicht jedoch solche aus anderen Gründen beziehungsweise vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten.
Auch Kreditversicherer Atradius meldet ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. "Diese Entwicklung ist auf der einen Seite kein Grund zur Sorge, da wir damit in etwa wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben. Auf der anderen Seite sehen wir allerdings aktuell vermehrt Großinsolvenzen, bei denen schon einige Lieferanten erhebliche Forderungsausfälle erlitten haben", sagt Dietmar Gerke, Leitung SRM beim internationalen Kreditversicherer Atradius.
Problem: fehlendes Liquiditätspuffer
Betroffen sind laut einer Mitteilung Unternehmen aller Größenordnung, die nicht über ausreichende Liquiditätspuffer verfügen: "Während der Corona-Krise flossen mehrere hundert Milliarden Euro an Unternehmenshilfen - auch an Firmen, die schon vor Corona unter Druck standen und nur durch diese Hilfe weiter am Markt bleiben konnten".
Jetzt werden die Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau fällig, und angesichts der hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie den Lieferkettenproblemen und gestiegenen Finanzierungskosten seitens der immer restriktiver agierenden Banken könnten diese ohnehin schwächelnden Unternehmen verstärkt in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Die Poly-Krisen führen zu einer Konsolidierung in der Wirtschaft, sagt berater Gerke.
Die besonders gefährdeten Branchen sind laut Atradius wie schon im Jahr 2023 der Bereich Automotive - und hier insbesondere die Zulieferer - der Gebäude- und Immobiliensektor, die Textilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau und die Bauindustrie.