Toyota-Dauertester auf Reise Mit dem Hilux ans Nordkap

Toyota Hilux Single Cab 2.4 D-4D Dauertest Reise Nordkap Foto: Julian Hoffmann 29 Bilder

Über eine Distanz von 100.000 Kilometer testet die lastauto omnibus-Redaktion einen Toyota Hilux Single Cab mit 2,4-Liter-Dieselmotor. Der Pick-up muss sich dabei aber nicht nur auf deutschen Autobahnen beweisen – er wird bis an den nördlichsten, mit dem Auto zu erreichenden Punkt des europäischen Festlands gefordert. Und das im Winter.

Travemünde, 20:30 Uhr. Am weitläufigen Skandinavienkai öffnet der Check-in für die Fähre nach Helsinki. Zahllose Lkw-Trailer werden verladen, kurz darauf fahren einige Sattelzüge samt Zugmaschine in den Bauch der gut 218 Meter langen Finnstar. Nur vielleicht zwei Dutzend Pkw stehen an der Schranke zum mächtigen Finnlines-Dampfer.

Kennzeichen aus Russland, Finnland, Belgien und England sind in den Auto-Reihen zu sehen. Mittendrin stehen wir – mit unserem roten Toyota Hilux Single Cab samt Kölner Nummer, dem lastauto omnibus-Dauertester. Um Punkt 23 Uhr rollen wir im Konvoi auf das obere Fahrzeugdeck, laden aus und beziehen unsere geräumige Außenkabine, die auch einem modernen Kreuzfahrtschiff gut zu Gesicht stehen würde. Zufrieden schauen wir über die ruhige Ostsee gen Norden, während unser Pick-up auf dem Autodeck ruht.

Toyota Hilux Single Cab 2.4 D-4D Dauertest Reise Nordkap Foto: Julian Hoffmann
Innerhalb von 29 Stunden mit der Finnstar nach Finnland überzusetzen, ist die wohl bequemste Alternative zur Fahrt über Dänemark und Schweden.

Innerhalb von 29 Stunden mit der 48.000 kW (!) starken Finnstar nach Finnland überzusetzen, ist die wohl bequemste Alternative zu der langen Fahrt über Polen, Estland, Lettland und Litauen oder der Route über Dänemark und Schweden. Mit knapp 27 Knoten, was zirka 50 km/h entspricht, durchquert die Fähre souverän die See. Nach einem morgendlichen Brunch kann man es sich an Bord im Spa-Bereich mit Sauna und Whirlpool gut gehen lassen.

800 Kilometer gen Norden

Am nächsten Tag dann starten wir im Hafen von Helsinki die 2,4-Liter-Maschine unseres Hilux, fahren aus dem Bauch der Finnstar und spulen an nur einem Tag die über 800 Kilometer zählende Zwischenetappe bis nach Rovaniemi ab. 7,2 Liter Diesel genehmigt sich der 150 PS starke Single Cab auf dieser Strecke im Schnitt, mit knapp 100 km/h geht es gen Oulu, das hoch im Norden am bottnischen Meerbusen liegt. Schon weit vor 15 Uhr verschwindet die Sonne dort hinter dem bewaldeten Horizont, auf der schneebedeckten Fahrbahn bis Rovaniemi lässt man es da lieber ruhig angehen. Spät abends erst kommen wir so in der Heimatstadt des Weihnachtsmannes an – und fallen nach zwei Saunagängen erschöpft in das weiche Bett unserer Unterkunft.

Toyota Hilux Single Cab 2.4 D-4D Dauertest Reise Nordkap Foto: Julian Hoffmann
Für das winterliche Lappland geradezu milde -10 Grad Celsius zeigt das Außenthermometer unseres Toyota hier an.

Nur wenige Kilometer sind es jetzt noch bis zum Polarkreis. Der kitschige Santa Park und das mit vielen Souvenirshops zugepflasterte Santa Claus Village liegen auf unserem Weg, der uns im Anschluss über die E75 durch verschneite Wälder führt. Jeder noch so kleine Ast der zahllosen Bäume scheint durch Schnee und Eis wie versteinert von seinem Stamm zu ragen, der kühle Wind hat mitunter skurrile Skulpturen geformt. Für das winterliche Lappland geradezu milde -10 Grad Celsius zeigt das Außenthermometer unseres Toyota an. Da kann man sich schon mal auf einen Schlitten wagen!

Vom Allrad-Pick-up in den Husky-Schlitten

Toyota Hilux Single Cab 2.4 D-4D Dauertest Reise Nordkap Foto: Julian Hoffmann
In Saariselkä wechseln wir das Verkehrsmittel: Die 150 Pferde des Hilux müssen zurücktreten – für wild hüpfende Huskys.

Im touristischen, aber dennoch mit authentischem Flair gesegneten Saariselkä wechseln wir das Verkehrsmittel. Die 150 Pferde des Hilux müssen zurücktreten – für aufgeregte, wild hüpfende Huskys. Je sechs von ihnen werden vor einen Schlitten gespannt, in denen der "Beifahrer" auf einem Rentier-Fell gebettet unterkommt, während der Fahrer dahinter auf den Kufen steht und im Bedarfsfall selbst Tempo macht – oder kräftig auf die eiserne Bremse tritt. Bis zu 40 Kilometer ziehen die kräftigen Hunde die Schlitten täglich durch den Schnee, für eine 10-Kilometer-Tour brauchen sie samt Fahrerwechsel und Fotopause kaum mehr als eine Stunde. Ihr Antritt ist beeindruckend: Traktionsprobleme gibt's dank Allbein-Antrieb kaum. Auf der schmalen Piste rennen die Huskys hechelnd um die Bäume, die sensationell naturbelassenen Ausblicke lassen sie – wen wundert's – natürlich kalt.

Wieder am Steuer des Hilux flacht der Tag kaum ab: Die E75 zeigt sich von ihrer besten Seite. Nördlich von Inari ist sie kaum noch befahren, wird dafür aber umso häufiger ungeniert von Rentieren genutzt. An zugefrorenen Seen vorbei führt sie bis nach Utsjoki, von wo aus wir das beschauliche Vestre Jakobselv am Varangerfjord ins Visier nehmen. Genau dort, hoch oben im Norden und mit einem phänomenalen Blick auf das Meer schauen wir über ein loderndes Lagerfeuer auf sanft am Himmel schwingende Polarlichter.

Im Schneesturm durch die Finnmark

Toyota Hilux Single Cab 2.4 D-4D Dauertest Reise Nordkap Foto: Julian Hoffmann
Über die Fv98 pfeift der Wind mit einer derartigen Kraft, dass sich die Türen des Hilux schon nicht mehr öffnen lassen wollen.

Doch die eiskalte Idylle wird schon bald wieder jäh unterbrochen: Über die Fv98, die an Ifjord vorbei nach Lakselv führt, tanzt der Schnee zunächst nur über den Asphalt. Doch schon bald pfeift der Wind mit einer derartigen Kraft über die flachen Hügel der Finnmark, dass sich die Türen des Hilux schon nicht mehr öffnen lassen wollen. Mit einem Mal wird die weiße Pracht nur noch so über die Lande gepeitscht. Die metertief verschneite Landschaft, die weiße, mit heftigen Schneeverwehungen bespickte Straße und der bedeckte Himmel – all das scheint fließend ineinander überzugehen, Kontraste sind kaum noch auszumachen. Wir fühlen uns wie auf einer Expedition irgendwo zwischen Mount Everest und Nordpol und verlassen uns sprichwörtlich blind auf die sagenumwobene Unzerstörbarkeit unseres Hilux. Der trotzt den unwirtlichen Bedingungen, hält seine Passagiere in der kleinen Kabine auch ohne Sitzheizung warm und trocken und fährt mit seinem manuell einlegbaren Allradantrieb wie auf Schienen über die weiße Pracht.

Auf der E69, die in Richtung Honningsvåg malerisch an der norwegischen Küste entlang – und im Falle des an seiner tiefsten Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel liegenden Nordkaptunnels auch darunter – führt, können Mensch und Maschine wieder durchatmen. Am frühen Nachmittag schon verkommt der Vollmond zur einzigen Lichtquelle, die schroffen Berge ragen vor seinem Hintergrund martialisch aus dem klaren Wasser der Barentsee. Auch die Polarlichter zeigen sich in einer neuen Intensität. Sie wehen nicht mehr nur grün, sondern auch rötlich schimmernd über die Gipfel hinweg.

Konvoi-Fahrt ans Nordkap

Toyota Hilux Single Cab 2.4 D-4D Dauertest Reise Nordkap Foto: Julian Hoffmann
Auf den letzten Metern in Richtung Nordkap genießen wir den atemberaubenden Ausblick über die norwegische Küstenlandschaft.

Um Punkt elf Uhr morgens wird die Schranke zum dreizehn Kilometer zählenden Pass zum Nordkap geöffnet. Nur im von einem Lkw mit Schneepflug angeführten Konvoi darf der nördlichste, mit dem Auto zu erreichende Punkt europäischen Festlands im Winter angefahren werden. Eine riesige Schneestaub-Wolke, aus der orange blinkende Lichter zu erkennen sind, bahnt sich da seinen Weg durch verschneite Hochebenen, ehe die Nordkaphallen zu sehen sind. Vor ihren Toren steht der vielleicht bekannteste Globus der Welt – aus Eisenstangen ist das Wahrzeichen geformt und muss auch für uns als Fotomotiv herhalten. Im Anschluss lohnt die Besichtigung der Ausstellung zur Geschichte des Nordkaps. Solange zumindest, bis die vollbesetzten Busse eintreffen, die die Passagiere der Hurtigruten tagtäglich auf die raue Landzunge befördern.

Mit dem ersten Konvoi zurück zum Ausgangspunkt des Passes fahren wir wieder in den Süden. Über die E6 nehmen wir Alta ins Visier und verabschieden uns dort bei eisigen -18 Grad Celsius vom Nordmeer. In der Dunkelheit lässt sich nur erahnen, wie eindrucksvoll die mit vereisten Felsen bespickte Schlucht wohl sein muss, durch die die E93 im Anschluss in Richtung Kautokeino führt. Kurz nach der finnischen Grenze sind dann wieder zahllose Rentiere auf den Hufen. Tauchen sie im Lichtkegel der Scheinwerfer auf, wird einem schnell bewusst, wie wenig ein doch eigentlich so traktionsstarker Allradantrieb auf der Bremse hilft – nämlich gar nicht. Um die Tierwelt und unseren Hilux effektiv zu schützen, nehmen wir kurzerhand den Fuß vom Gas. Zum Abschluss unserer Lappland-Tour wollen wir schließlich noch einmal mit gutem Gewissen auf einen Schlitten umsteigen. Einen, vor den dieses Mal eben ein Rentier gespannt wird.

Eigensinnige Rentiere, zuverlässiger Hilux

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Schon weit vor 15 Uhr verschwindet die Sonne hoch im Norden hinter dem bewaldeten Horizont - und unserem zuverlässigen Hilux.

Die nahe Sirkka gelegene Farm von Petra und Kari ist der perfekte Ort für dieses Abenteuer: Während Petra Tipps im Umgang mit den Rentieren gibt (wichtigste Lektion: Ruhe ausstrahlen!), sucht Kari jedem Besucher den passenden tierischen Begleiter. Mit einem kräftigen Ruck setzen die Rentiere die Schlitten in Bewegung – und ziehen sie ohne jegliche menschliche Einflussnahme über die idyllische Piste. Ganz eigensinnig treiben sie das Gespann mal zügig im Galopp über den Schnee, mal entspannt im Schritttempo. Am hauseigenen See angekommen, rasten die Tiere, und die Passagiere dürfen sich im Eisfischen probieren. Fleißig werden Löcher in die dicke Eisschicht gebohrt, dann geduldig auf einem kleinen Hocker ausgeharrt. Sich in der freien Natur, mitten auf dem von Wald umgebenen See in völliger Stille einfach nur dem Moment hinzugeben – das geht unter die Haut.

Wehmütig nehmen wir so den Hafen von Helsinki ins Visier, von wo aus wir mit Finnlines wieder nach Deutschland übersetzen und uns auf die letzten Kilometer machen. Im Toyota Hilux das schneebedeckte Lappland zu bereisen, das hat uns das heimatliche "Schnee-Chaos" schnell vergessen lassen ...

WISSENSWERTES:

Toyota Hilux Single Cab 2.4 D-4D Dauertest Reise Nordkap Foto: Julian Hoffmann
Auf den schneebedeckten Fahrbahnen muss man mit plötzlich auf die Straße springenden Rentieren und Elchen rechnen.

In Lappland ist es im Winter nicht nur sehr kalt, sondern bis auf wenige Stunden am Tag auch vollkommen dunkel. Auf den zuweilen schneebedeckten Fahrbahnen muss man mit plötzlich auf die Straße springenden Rentieren und Elchen rechnen.

Wer bis an das Nordkap fahren möchte, muss sich auf feste Konvoi-Zeiten einrichten. Um 11.00 Uhr, 12.00 Uhr und 19.30 Uhr wird die Straße zum nördlichsten mit dem Auto erreichbaren Punkt europäischen Festlands 13 Kilometer vor dem Nordkap an der Kreuzung nach Skarsvåg geöffnet. Dann werden die Fahrzeuge hinter einem Schneeräum-Lkw an ihr Ziel geführt. Zurück geht es ebenfalls im Konvoi um 13.00 Uhr, 13.45 Uhr und 21.45 Uhr.

Um ebenso schnell wie entspannt von Deutschland nach Finnland (und zurück) zu kommen, empfiehlt sich die Fährverbindung von Travemünde nach Helsinki. Finnlines bedient diese Strecke mit komfortablen Passagier-Frachtschiffen täglich – um 3.00 Uhr in der Nacht verlässt die Fähre Travemünde, 29 Stunden später erreicht sie um 9 Uhr Ortszeit Helsinki. Zurück geht es jeweils um 17.00 Uhr in Helsinki, die Ankunft in Travemünde erfolgt dann am Folgetag um 21.30 Uhr.

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